Carbon als Rahmenmaterial ...

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Phil-Joe
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Carbon als Rahmenmaterial ...

Beitrag von Phil-Joe » 19.01.2010, 21:15

Aus gegebenem Anlass, der mir vielleicht sogar noch einfällt, wollte ich diese Diskussion mal entfachen. :mrgreen:
Ich fang´ mal an.

Als Rahmenmaterial ist Carbon mit Sicherheit der neue Maßstab. Alu kommt bei richtigem Zusammenkleben nicht an die Werte ran, die Carbon liefern kann bzgl. Steifigkeit, Festigkeit und Gewicht. Soweit so gut. Dass das Material im Fahrbetrieb hält, davon geh´ ich mal aus, denn sonst hätten sich viele Hersteller wohl massiv verkalkuliert und völlig vorbeigeplant. (Diese Diskussion lass´ ich mal außen vor, denn bei den aktuellen Preisen der Carbon-Rahmen kommt einem dieser Gedanke sowieso. ;-) )

ABER, und das ist es doch, was viele am meisten interessiert (mich eingeschlossen):
Wie verhalten sich die Plastikrahmen, wenn mal unvorhergesehenes passiert?
- Vorderrad wirft Stein an den Rahmen
- Rad fällt um
- Fahrer fällt mit Rad
-> infolgedessen: Rad fällt mit Rahmen auf was drauf (Stein, Baumstumpf, Körperteil vom Fahrer ... so ´ne Chosen eben)
- Vollidiot lehnt anderes Bike doof an und das fällt auf den hübschen Carbon-Rahmen.

Einige Hersteller entrücken das Material ja gerade dem ursprünglichen CC-Segment. Hört man sich bspw. die Lobeshymnen auf den neuen Santa Cruz Blur LT Carbon an, möchte man meinen, wenn man mit dem Bike den Berg runterfällt, dann ist alles kaputt außer dem Bike selbst. Oder zumindest dem Rahmen.

So schaut das Ding aus. Extrem schönes Teil, wie ich finde.
http://bikemag.com/news/freshproduce/sa ... -ltc-d.jpg

Wenn das jemand mal hochladen kann, wär´s echt super quasi.
Am Ende deines Lebens bereust du nur das, was du nicht getan hast!

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Re: Carbon als Rahmenmaterial ...

Beitrag von matti_in » 19.01.2010, 21:55

hochladen?
dafür gibbet doch die imätsch funktion

Bild
Klopapier ohne Blümchen ist wie ein Bett ohne Kuschelkissen

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Re: Carbon als Rahmenmaterial ...

Beitrag von matti_in » 19.01.2010, 22:22

schönes Ding, nebenbei.
Hat ne gefällige Form.

Was will ich sagen?

Jaaa, also das Carbon *schnarch* hat folgende Eigenschaften.
Zugfestigkeit: genial
Druckfestigkeit: beschissen
deshalb: Faserverbund notwendig, bei dem die Lagerichtungen entsprechend der Belastungen gelegt werden müssen.
Dann ist es dauerfest.
Im Gegensatz zu Alu, welches nach der Wöhlerkurve ( http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%B6hlerversuch ) irgendwann aufgibt. Das ist nur betriebsfest http://de.wikipedia.org/wiki/Betriebsfestigkeit
Die Flächenbelastbarkeit von Cfk, CFRP, KFK, wie immer man das Zeuch nennen will ist grandios.
Die Punktbelastung von Carbon ist beschissen.
Heißt, ein spitzer Schlag (sagt man das so?) is Gift für Carbon.
Somit kommen wir dann zum Bruchverhalten von Carbon.
Es gibt da die Ausdrücke Grünholzbruch fürs Alu, den man da gerne verwendet. Beim Carbon ist es dann ein spröder Bruch.
Alu knickt somit erst mal weg, bevor es endgültig abbricht (das aber meist früher als ein "identisch" ausgelegtes Carbon), während Carbon laaaaange hält, dann aber ohne große Vorwarnung bricht.
Ich erinnere mich da an so ne Szene, als ein Testpilot bei uns in der Werkstatt war. Der schnappte sich während des Palaverns ein rumliegendes Stück Carbon und bog es, drückte es und knickte es über die Tischkante. So nebenbei machte er das, während des Palaverns. Plötzlich machte es lautes Knack und das Ding war durchgebrochen.
"Hö!" sagte er, "das ist doch Carbon! Wieso ist dass denn nun so plötzlich gebrochen?"
So haben wir ihn aufgeklärt, wie das mit dem Carbon so ist. Da wurde er ziemlich blass und fragte, ob das bei seinen Testflügen mit dem experimentellen Carbon Taileron genauso hätte gehen können. Ja.
Das hatte er vorher nicht gewusst :lol:

Jaaaa, ich denke nicht, dass man allzu große Bedenken haben muss, dass einem bei käuflichen Carbonteilen fürs Fahrrad oder bei Carbonrahmen ein Risiko eingeht, das man bei Alu nicht gehabt hätte.
Allerdings ist Carbon auch wirklich nicht für alle Bauteile geeignet.
So denke ich (persönliche Meinung), dass der Einsatz von Carbon bei Felgen eher nicht so sinnvoll ist.
Die Spengle Felgen sollen zwar ewig halten, dafür sind die auch nicht leicht.
Die heutigen Carbonfelgen sind scheiß leicht. Aber ob die nen scharfen Stoß aushalten?

Also mach dir mal bei dem Carbonrahmen nicht ins Hemd.
Mein altes Proflex 5000 von 1998 hat ne Carbonschwinge und schon viele Überschläge und Stürze hinter sich.
Das hält immer noch. Ich vertraue ihm völlig.

Uns Rohrbert sagte damals, als er mit seinem Prototypen mit uns im Harz rumgurkte, dass er Carbon viel lieber mag als Alu, weil, wenn mal was gebrochen ist, schneidet er es einfach raus und laminiert n neues Stück Carbonrohr rein. Das könne er mit Alu nicht so einfach machen.
Jaaaa, das mag nun vielleicht nicht für jedermann praktikabel sein, aber mir hat die Aussage gefallen.
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Re: Carbon als Rahmenmaterial ...

Beitrag von ratugeor » 19.01.2010, 22:28

Ich hab auf meinem Carbon Rad letztes JAhr 25tkm und viele Stürze und so Zeugs wie du beschrieben hast. Hat gehalten ohne Punkt und Komma. Allerdings war der auch nicht ganz leicht. Ich behaupte mal das im Prozentual genausoviel Alurahmen wie Carbonrahmen brechen. Auch beim max. Gewicht würde ich mir eher bei weichen Alurahmen sorgen machen anstatt bei Carbon.

Und bei Lenker hab ich ja ein absolutes Vertauen in Carbon aus dem Hause Syntace. Mehr als in jeden Alu Lenker.
"Ist mir völlig egal wer Dein Vater ist, aber während ich angle, läufst Du hier nicht übers Wasser!"
(Zitat aus dem 1. Jahrhundert, Autor unbekannt :D)

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Re: Carbon als Rahmenmaterial ...

Beitrag von Gurkenzäpfchen » 21.01.2010, 14:41

matti_in hat geschrieben: Die Flächenbelastbarkeit von Cfk, CFRP, KFK, wie immer man das Zeuch nennen will ist grandios.
Die Punktbelastung von Carbon ist beschissen.
Heißt, ein spitzer Schlag (sagt man das so?) is Gift für Carbon.
[...]
So denke ich (persönliche Meinung), dass der Einsatz von Carbon bei Felgen eher nicht so sinnvoll ist.
Die heutigen Carbonfelgen sind scheiß leicht. Aber ob die nen scharfen Stoß aushalten?
[...]
Uns Rohrbert sagte damals, als er mit seinem Prototypen mit uns im Harz rumgurkte, dass er Carbon viel lieber mag als Alu, weil, wenn mal was gebrochen ist, schneidet er es einfach raus und laminiert n neues Stück Carbonrohr rein. Das könne er mit Alu nicht so einfach machen.
Das is genau mein Problem. Heftige, punktuelle Belastungen --> Steinschlag. Wie oft es da "pling" oder "plong" am Unterrohr macht, zähle ich lieber nich. Aber man muss schon n dicken Stein lostreten, um überhaupt mal ne Macke im Lack zu haben (der Proceedlack war/ist hart im Nehmen, der von DeVinci is etwas anfälliger). Also, folgere ich mit meiner Laienlogik, muss man fürn Loch im Carbon mitsamt Rad aufn Stein drauffallen. Ein simpler Steinspritzer sollte abprallen.
Wenn nich, isses n Scheißrahmen.
Bei Lenkern hab ich schon mehr Bammel. Die Belastung an den Enden is schon enorm, wenn ich fettes Schwein mich draufwuchte und -werfe. Wobei...da sollte doch dann bei nem korrekt laminiertem Teil die Zugbelastung mehr abfangen als man wuchten kann.

Wat Felgen aus Carbon angeht: auffer €-Bike gabs DH-Laufräder. VOLLCARBON-Laufräder. Die Optik war brechreizend, das Gewicht auf Schokoladentafelniveau. Größter Knackpunkt (haha) is bei solchen Dingern wohl der Übergang Speiche zu Felge. Die Speiche, obwohl auch aus Carbon, drückt schon beim normalen Rollen kräftig in die Felge. Wie heftig muss sie erst in die Felge drücken, wenn so ein irrer Downhiller aus 4m Höhe aufschlägt? Mag sein, dass es fürs Dackelschneiden passt und funktioniert, fürs harte Geläuf sind Carbonatfelgen und -laufräder nüscht.

Zu juta letzt: Repariern. Jaaa, da tut man sich beim Alllluu schwer. Rinnjebraten, Rahmen verzoo'chn, allet fürn Aaasch. Wechschmeißn neukoofn kömmt hintahea bessa....
's gab da mal n Heinz, der hat sich den Längsriß seines Unterrohrs repariert. Zumindest wollte er es. Hat sich n Stück Blech geholt, zugeschnitten und angebraten. Tat weder dem Alu noch dem Blech gut. Aber er fuhr damit noch, sogar im Bikepark (da habbisch den Typen auch mal gesehen). Das Hinterrad war vollends aus der Spur und et knackte und knirschte bedenklich, wenn er so an einem vorbeirollerte.

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