Zitiert nach Jörg Tauss

Hier könnt ihr alles ablassen. Wirklich alles!
Benutzeravatar
guhl
Community-Man
Beiträge: 5635
Registriert: 10.10.2007, 13:19
Wohnort: München - unter der Brücke
Kontaktdaten:

Zitiert nach Jörg Tauss

Beitrag von guhl » 24.06.2009, 22:26

Sehr geehrter Herr Guenther,

ich versuche mal eine Erklaerung:

Ein grosser Teil der Parlamentarier ist mit dem Internet nicht aufgewachsen. Sie empfinden es daher moeglicherweise sogar als Bedrohung. Sie nehmen es nicht als technisches Netz oder als Kommunikationsinfrastruktur wahr, verstehen nichts von Netzneutralitaet, sondern als etwas, wo man eben Boeses bekommen kann und wo vermeintlich das Boese auch herkommt und die Gesellschaft durchdringt. Das Netz spiegelt nicht Probleme wider, sondern verursacht sie in deren Augen: (in beliebiger Reihenfolge und austauschbar Islamismus, Pornos, Hacker, Bombenbauanleitungen, Terroristen, Rechtsradikale und dann auch noch amoklaufende Jugendliche etc. etc.). Deshalb muss das auch bei uns bekaempft werden, zumal, siehe Olympia, es die Chinesen ja schliesslich sogar vormachen koennen (CSU- Uhl ernsthaft: Bei der Ueberwachung des Internet von China lernen).

Ein weiterer Teil, angefuehrt von durchaus netten Kolleginnen wie Karen Marks und Christl Humme, hat wirklich und ernsthaft die Auffassung, mit dem Gesetz tatsaechlich etwas gegen Pornographie mit Kindern zu tun und fuer missbrauchte Kinder Positives zu bewirken. Das steht seit 15 Jahren schliesslich schon in EMMA und Unicef sagt es auch. Fakten zaehlen da nicht mehr.

Kein (SPD-) MdB kaeme z.B. auf die Idee, zum Gespraech auf einen Bauernhof zu fahren, ohne sich vorher etwas ueber die Milchquote oder dergl. anzulesen oder wenigstens aufschreiben zu lassen. Unter "Internet" koennen sich aber eben viele immer noch weniger vorstellen als unter einer Kuh. Ein weiterer Teil hat sich daher auf die Aussagen von "Fachleuten" wie Martin Doermann verlassen, der in der Fraktion von einem "guten Kompromiss" und "Verhandlungserfolg" gegen die Union sprach. Dass sich Stasi 2.0 die Haende reibt weiss er nicht, will er nicht wissen, weil es ihm weder die Bundesnetzagentur noch sein Referent so aufgeschrieben haben und nur ueble Lobbyisten das Gegenteil behaupten. Er glaubt denen daher auch nicht, glaubt vielmehr den von ihm verbreiteten Unfug selbst und ist beleidigt, dass ihm die gleichfalls boese "Szene" wiederspricht und "sein" Werk nicht auch noch lobt. Er hat mich beim Parteitag sogar noch gebeten, zu helfen, die "Szene" mal richtig zu informieren.

Und ein anderer Teil hat sich, wie Peter Struck, davor gefuerchtet, ein negatives Medienecho zu bekommen (ueberlegt mal bei einer Ablehnung, was wohl die Zeitungen dazu sagen....). Dieser Teil der Partei, zu dem auch Muentefering gehoert, nimmt die "digitale" Welt noch allenfalls als eine wahr, in die man preiswert und ohne Portokosten "etwas hinschicken" kann. Bevorzugt nette Worte ueber sich selbst oder die Partei. Und Obama hat es ja schliesslich auch irgendwie und ganz schick gemacht, auch wenn man gar nicht weiss oder wissen will, was der eigentlich gemacht hat. Aber man will dann doch irgendwie modern sein und twittern oder sonst was schickes, sofern es nicht gerade aus der Fraktion ist oder voreilig das Ergebnis der Bundespraesidentenwahl. Und Sascha Lobo sieht ja trotz allem ganz lustig aus und so, wie man sich diese Internet - Freaks, von denen es ja welche sogar als Waehler (!) geben soll, so vorstellt.

Diese Mischung aus Borniertheit, Uninformiertheit, technischem Desinteresse, der guten Absicht, wenigstens "etwas" zu tun, Angst vor der BILD- Zeitung etc. fuehrte dazu, dass man weder die Expertenmeinungen noch die Meinungen von 134.000 Petentinnen und Petenten wenigstens in ihrer Mischung zur Kenntnis nahm oder nimmt. Weil es aber doch irgendwie seit ein paar Tagen komisch laeuft, gruendet man jetzt mit Brigitte Zypries wenigstens nachtraeglich noch einen Arbeitskreis.

Ein Kollege hat mir jetzt tatsaechlich geschrieben, er verstehe mich ueberhaupt nicht, wegen "dem bisschen Freiheit" im Internet die SPD verlassen zu koennen. Dieses Zitat belegt, wie weit die handelnde gesetzgeberische Generation tatsaechlich vom Problem weg ist und keinerlei Sensibilitaet dafuer entwickelt hat, was der systematische technische Aufbau von Zensurinfrastruktur fuer einen freien Staat tatsaechlich bedeuten kann oder bedeutet.

Mit freundlichen Gruessen
Joerg Tauss
http://www.abgeordnetenwatch.de/joerg_t ... ml#q196633
Businesskaschper aka "fürn fuffi mach ich alles" (nur wie lange)

Benutzeravatar
GhostY
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 219
Registriert: 01.03.2009, 22:16

Beitrag von GhostY » 25.06.2009, 06:44

Guten Morgen

Das Internet ist für deshalb in manchen Augen so gefährlich weil es niemand, also wirklich niemand (zumindest kein Mensch) in seiner Gesamtheit kennt. Wir wissen zwar was es so alles gibt, illegal, legal, gefährlich, unbekanntes, wiederliches etc. aber wir nutzen nur einen kleinen Promillebereich des vorhanden Angebots. Dass es noch viel mehr gibt wissen wir nur weil ihn andere kennen (oder zu kennen glauben).

Das Internet spiegelt also tatsächlich die reale Welt wieder. Es gibt unverständliche Sprachen, abgesperrte Bereiche, private Bereiche und "No Go Areas". Der Unterschied liegt nur an der leichteren Erreichbarkeit dieser neuen Spiegelwelt. Natürlich auch in der momentanen Anonymität und vermeintlichen Ungefährlichkeit. Schliesslich sitzt man im sicheren Heim, hier droht keine Gefahr.

Die Gefahr die das Internet für die Mächtigen dieser Welt darstellt liegt in den vorhanden Informationen und dem rasanten Informationsaustausch. Für Diktatoren ist das ein grosses Ärgernis, nur ein desinformiertes Volk bleibt gefügig. Aber auch für demokratische Parteien stellt das Internet eine Gefahr da,schliesslich ist ein schlecht informiertes Volk ist leichter zu regieren.

Aber die Politik erkennt auch die Vorteile des Netzes und versucht eben das Netz zu gestalten. Ist nichts anderes als in der realen Welt, dort gibt es die Einflussnahme auf die Medien seit es die Medien gibt.

Wer die Informationen hat, der hat Macht und Einfluss. Sehen wir auch in unserer kleinen Welt.

GY
Keine Signatur vorhanden....

Gurkenzäpfchen
Farbanwalt
Beiträge: 6398
Registriert: 13.02.2006, 21:31

Beitrag von Gurkenzäpfchen » 25.06.2009, 10:05

Mag sein, dass chinesische, iranische und amerikanische Politiker sich im Netz auskennen und es dergestalt nutzen oder sperren. Doch das sind nur ein paar wenige Leute - der Großteil der politischen Entscheidungsträger ist so strunzdumm in Sachen Internet/neue Medien wie unsere Deppen.
Der Verantwortliche für Neue Medien unter der letzten Bushregierung wollte die Netzneutralität kippen (oder sie verteidigen, weiß nich mehr genau) und verglich in seiner Rede das Internet wörtlich:
"The internet is a series of tubes"
Der nächste Klopfer war, dass man diese Röhren für Pferdewetten und Pokern nutzt.
"The Internet is not a place where you dump stuff"
war auch noch so'n Spruch von dem Heini.

Sorry. Aber kein Politiker dieser unserer Regierung weiß um die Macht, die man im Netz haben kann. Sonst würden sie wesentlich entspannter damit umgehen. Digital Imigrants.

Benutzeravatar
kawumm
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 27
Registriert: 19.12.2006, 00:10

Beitrag von kawumm » 26.06.2009, 15:26

kawumm macht Vorschlag (und gern gibts auch Nachschlag!)

Ich bitte alle Hacker, Freaks und sonstigen Netz- und Programmierkünstler dieser Republik rechtzeitig zur Bundestagswahl die Webpräsenzen der CDU, CSU und SPD, der Springer Presse, von Bertelsmann und Zensursula mit einem Stoppschild zu versehen!

Bitte helft! Ich brauche einen Jesus! (der Tauss ist zwar nett, macht am Kreuz aber bestimmt keine gute Figur).

Gurkenzäpfchen
Farbanwalt
Beiträge: 6398
Registriert: 13.02.2006, 21:31

Beitrag von Gurkenzäpfchen » 26.06.2009, 15:35

Koin Brobleeem - laut spiegel.de wird das im Netz schon groß vorbereitet.
Die Gründe dafür sind einfach: Ignoranz der "großen Volksparteien" gegenüber denjenigen, die im Internetz "leben". Die Digital Natives fühlen sich mißachtet, geringeschätzt, ignoriert, übergangen....you name it.

Omma Janotta
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 186
Registriert: 08.06.2006, 22:16
Wohnort: Old Germany

Beitrag von Omma Janotta » 26.06.2009, 19:02

GhostY hat geschrieben: Aber auch für demokratische Parteien stellt das Internet eine Gefahr da,schliesslich ist ein schlecht informiertes Volk ist leichter zu regieren.
Ich behaupte mal kackfrech, daß das Internet dumm macht.
Und zwar ohne Smiley.

Meine Lebenserfahrung, die sich jetzt einem halben Jahrhundert nähert, hat mir gezeigt, daß auf fünf intelligente, gebildete und mit erstrebenswertem Sozialverhalten ausgestattete Menschen mindestens 95 Idioten kommen. Das ist so.
Wer kauft sonst die Bildzeitung, guggt Diedä Bohlen und verstopft Autobahnen und Kaufhäuser?
Auch so ist,
daß jeder einzelne dieser Idioten ein, mit dem Fünfprozenter verglichen, vielfaches Mitteilungsbedürfnis hat.
Zusätzlich ist die Fertilität dieser Leute auch gefühlte 500% höher als bei den 5%ern, was das Problem auf Dauer verschärft.
Demzufolge kursiert vor allem in den Foren 99,9 % informeller Bockmist.

Ich hab noch das Glück gehabt, mit Büchern aufzuwachsen, die in ihrer Entstehung bis zur Drucklegung durch vielfältige Instanzen gegangen und dabei von verschiedenen Leuten gelesen und korrigiert worden sind.
Die Wahrscheinlichkeit, zwei Bücher zum selben Thema in die Finger zu bekommen, die völlig identisch, aber falsch über etwas berichten, geht gegen Null.

Die Generation aber, die von vorneherein online großgeworden ist, hat den Vergleich nicht mehr.
Wie also unter den Milliarden und Abermilliarden Informationen die finden, die auch stimmen.
Und nicht die, die von der Masse der 95%er gegenseitig abgeschrieben wird?
Was ich heutzutage in technischen Foren für eine entsetzliche, steinzeitliche, unwahre und proletarische Scheiße lesen muß, geht auf keine Kuhhaut.

Nur noch eine Frage der Zeit, bis die Erde wieder eine Scheibe wird.
Einer schreibts vor und die anderen Deppen nach. Sagen die anderen ja schließlich auch; drum muß es stimmen.
So bilden sich "Mehrheitsmeinungen" , die von Forenneulingen ungeprüft übernommen und weiterposaunt werden.

Das Problem ist nicht mehr, an Informationen zu kommen.
Das Problem ist, die richtigen herauszufiltern.
Und das geht nicht, wenn man keine zweite Quelle zum Web hat.
Der prozentuale Wahrheitsgehalt im Web nimmt rapide ab.


Und früher war eh alles besser...
Was die Oma noch wußte.....

Benutzeravatar
guhl
Community-Man
Beiträge: 5635
Registriert: 10.10.2007, 13:19
Wohnort: München - unter der Brücke
Kontaktdaten:

Beitrag von guhl » 26.06.2009, 19:06

ich glaube daran, dass dinge wie wikipedia funktionieren und damit die tradierten "wahrheiten" über bücher widerlegen. allein das wissenschaftliche prinzip des peer reviews lässt sich nirgends besser beobachten als im netz.
Businesskaschper aka "fürn fuffi mach ich alles" (nur wie lange)

Omma Janotta
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 186
Registriert: 08.06.2006, 22:16
Wohnort: Old Germany

Beitrag von Omma Janotta » 26.06.2009, 19:23

Gerade Wikipedia würde ich da als abschreckendes Beispiel nehmen.
Ich weiß ganz konkret von mehreren Seiten, die von Ghostwritern im Auftrag frisiert worden sind.
Um bestimmte Dinge (oder Firmen) in einem guten Licht dastehen zu lassen.
Wie willst Du als User das kontrollieren? Hast Du überhaupt Lust dazu? Oder die Zeit?

Bei einem Buch steckt ein , meist bekannter, Autor und ein renommierter Verlag dahinter, die im Zweifelsfall mit ihrem Namen und Vermögen dafür geradestehen müssen.
Im Web dagegen läßt sich alles behaupten. Und wieder löschen. Und wieder anders auslegen.
Gib 1000 Leuten ein Milliarde Euro, und die schreiben Dir auf allen Infoseiten und in allen Foren im Web die Geschichte des dritten Reiches komplett neu.
Wär billiger gewesen als Reparationszahlungen und wir könnten wieder stolz auf unseren Führer sein.

Glaubst Du allen Ernstes denn, was via Twitter und den westlichen Medien über den Iran berichtet wird?
Mir war bei dem Wahlergebnis klar, daß die USA daß nicht aktzeptieren werden. Demokratie ist ja nur, wenn es denen nützt.
Ich hätte gern nur 1% des Geldes, das dieser Staat via CIA und anderen gedungenen Brandstiftern in das Land pumpt, um den Zustand zu erreichen, den wir jetzt im TV sehen dürfen. So eine Geschichtsverbiegung kenne ich noch aus den Zeiten von Vietnam und dem ersten Golfkrieg.

Wie hilft Dir da das Internet weiter, wenn die Quellen nicht überprüfbar und verbürgt sind?
Da hängst Du genauso fest wie mit der Bildzeitung in der Tasche.
Was die Oma noch wußte.....

Benutzeravatar
guhl
Community-Man
Beiträge: 5635
Registriert: 10.10.2007, 13:19
Wohnort: München - unter der Brücke
Kontaktdaten:

Beitrag von guhl » 26.06.2009, 19:33

omma, du vertraust den medien aber dann auch zu sehr. ich behaupte nicht, dass wikipedia frei von "frisierten" artikeln sei, aber das ist keine phänomen des internets. und dieses medium pauschal zu verurteilen verkennt meiner meinung nach den nutzen. die rückgewandte heroisierung des buchdruckes bringt zudem keinen weiter, vielmehr muss man sich eben auch mit neuen medien auseinandersetzen.

und zum thema iran: twitter ist eine quelle. und ich traue es mir durchaus zu, quellen anhand ihrer "glaubwürdigkeit" einzuschätzen´. aufgrund dieser einschätzung bilde ich meine meinung. mir wurde übrigens auch schon von einer chemtrails-gläubigen erzählt, alle medien seien sowieso gekauft und man dürfe niemandem trauen.

deiner argumentation nach ist demnach auch open source zu verurteilen?
Businesskaschper aka "fürn fuffi mach ich alles" (nur wie lange)

Benutzeravatar
helges
Premium Spammer
Beiträge: 3714
Registriert: 03.08.2008, 21:15

Beitrag von helges » 26.06.2009, 19:46

Wikipedia ist mein Steckenpferd, schreibe auch selbst.
Omma Janotta hat geschrieben:Gerade Wikipedia würde ich da als abschreckendes Beispiel nehmen.
Ich weiß ganz konkret von mehreren Seiten, die von Ghostwritern im Auftrag frisiert worden sind.
Existierende Beispiele, anders glaub ich Dir das nicht.
Ich habe gerade bei Wikipedia das Gegenteil festgestellt, die Artikel mitteln sich gezwungenermassen zwischen Pro und Contra, und das ist auch gut so. Es gibt keine "Wahrheit", diese ist immer abhaengig vom Standpunkt. Solche Saetze wie Deinen lese/hoere ich nur von Leuten, die keine Ahnung von der Wikipedia haben und das Prinzip nicht verstanden haben.
Seitdem Artikelaendernungen freigegeben werden muessen ist das Ganze nochmal besser geworden.
Also her mit den "konkreten Seiten", sonst besser nicht so weit aus dem Fenster lehnen.

Omma Janotta
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 186
Registriert: 08.06.2006, 22:16
Wohnort: Old Germany

Beitrag von Omma Janotta » 26.06.2009, 19:55

Open source ist doch eine ganz andere Nummer.
Gerade gestern habe ich OpenOffice auf unserem Mac installiert, weil der Äppelkram teurer unfunktioneller Mist dagegen ist.
Browsen tu ich mit Firefox oder Camino; auch OpenSource Kram.
Ist ja auch klasse. Aber da gibt es in der Entwicklung die gegenseitige und vielfache Kontrolle.
Wer versucht, da einen Bug einzubauen, wird schnell entlarvt.

Das ist bei Wiki anders.
Hast Du Dir mal die Mühe gemacht, auf die Diskussionsseiten zu einzelnen Artikeln zu gehen? Wie oft da was umgeschrieben wurde?
Von Leuten wie "Artemis33" oder "Bulämie"

Bei der Suche nach dem ohmschen Gesetz oder den Ursprüngen einer Redewendung nutze ich auch fast asschließlich Wikipedia. Bin ja faul.
Aber bei Seiten über noch aktive Firmen (z.B. Grünenthal) oder bestimmten politischen Hintergründen (Israel/Nahost) ist Wiki für mich "No go!"

Und ich stelle das Buch nicht grundsätzlich über das Web.
Das Web ist wesentlich flexibler und reaktionsschneller.
Aber ich habe als Maßstab immer noch das Buch.

Wie willst Du zuverlässig ein Kilo Pflaumen kaufen, wenn jeder Verkäufer auf dem Markt eigene Gewichte für seine Waage hat?

Das Web ist für mich eine bunte Flimmerkiste, in der man wunderbar herumklicken kann. Und Leute treffen, die ähnliche Interessen haben und die man im richtigen Leben aus geografischen Gründen nie und nimmer kennengelernt hätte.

Aber Wahrheiten suche ich da nicht. Da sind ja nicht mal die Titten immer echt.

:edit:
@helges

Den Teufel werde ich tun.
Die Firma, um die es da geht, hat uns schon mehrfach mit einstweiligen Verfügungen mit Strafandrohungen im sechsstelligen Bereich gewunken.
Fast wäre unser Forum daran kaputtgegangen. Wir machen das ja nur aus Spaß. Wie hier ja auch.
Zuletzt geändert von Omma Janotta am 26.06.2009, 20:00, insgesamt 1-mal geändert.
Was die Oma noch wußte.....

Benutzeravatar
guhl
Community-Man
Beiträge: 5635
Registriert: 10.10.2007, 13:19
Wohnort: München - unter der Brücke
Kontaktdaten:

Beitrag von guhl » 26.06.2009, 19:59

zur stichhaltigkeit von wikipedia will ich mal mit belegen operieren:

http://www.stern.de/computer-technik/in ... 04423.html
Businesskaschper aka "fürn fuffi mach ich alles" (nur wie lange)

Omma Janotta
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 186
Registriert: 08.06.2006, 22:16
Wohnort: Old Germany

Beitrag von Omma Janotta » 26.06.2009, 20:06

@Guhl
Kenne ich.

Macht mal folgenden Versuch:
Geht mal in ein Autoforum (Marke egal) und erzählt, das Eurer Getriebe ganz schlecht schaltet und auch gelegentlich die Gänge rausfliegen.

Ich sag Euch, was dann einhellig für Antworten kommen werden.
Und ich sag anschließend, wie die richtige Antwort ist.

Geht mal auf Audio/HiFi-Seiten und lest mal nur zum Spaß, was da über "unidirektionale Kabel" geschrieben wird.
Funktioniert natürlich nur, wenn ihr etwas Physik in der Schule hattet....
Was die Oma noch wußte.....

Benutzeravatar
helges
Premium Spammer
Beiträge: 3714
Registriert: 03.08.2008, 21:15

Beitrag von helges » 26.06.2009, 20:06

Omma Janotta hat geschrieben:Browsen tu ich mit Firefox oder Camino; auch OpenSource Kram.
Ist ja auch klasse. Aber da gibt es in der Entwicklung die gegenseitige und vielfache Kontrolle.
Wer versucht, da einen Bug einzubauen, wird schnell entlarvt.

Das ist bei Wiki anders.
Hast Du Dir mal die Mühe gemacht, auf die Diskussionsseiten zu einzelnen Artikeln zu gehen? Wie oft da was umgeschrieben wurde?
Von Leuten wie "Artemis33" oder "Bulämie"
Ich habe selbst bei einigen "Open Source"-Projekten Patches beigesteuert und das Prinzip Open Source entspricht dem Wikiprinzip und beides funktioniert.

Ich unterstelle Dir, dass Du das Wikiprinzip nicht verstanden hast und die Diskussionen zu Artikelaenderungen sind ein Nebenkriegsschauplatz, der notwendig zur Einigung auf einen realen Artikelinhalt ist.

Wie die Leute, die diskutieren heissen, spielt keine Rolle und ich haette gerne Beispiele von Dir zu Wikiartikeln und nicht zu Diskussionen (die mir hier auch nebuloes erscheinen).
Stimmt am Bulimieartikel etwas nicht? Dann sag mir bitte was.

Omma Janotta
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 186
Registriert: 08.06.2006, 22:16
Wohnort: Old Germany

Beitrag von Omma Janotta » 26.06.2009, 20:14

helges hat geschrieben: Wie die Leute, die diskutieren heissen, spielt keine Rolle...
.
Das sehe ich nun ganz anders.
Es täte mir auch leid, wenn Du meine Gedankengänge nicht nachvollziehen kannst. Wahrscheinlich bist Du deutlich jünger und damit wesentlich stärker webfixiert als ich.
Soll aber jetzt weder beleidigend noch herablassend klingen.
Aber das Neues grundsätzlich besser ist, wirst Du Dir in ein paar Jahren auch abgeschminkt haben.

Oder Du hörst dann WDR4
Auch möglich
Was die Oma noch wußte.....

Benutzeravatar
helges
Premium Spammer
Beiträge: 3714
Registriert: 03.08.2008, 21:15

Beitrag von helges » 26.06.2009, 20:16

Omma Janotta hat geschrieben:Das sehe ich nun ganz anders.
Es täte mir auch leid, wenn Du meine Gedankengänge nicht nachvollziehen kannst. Wahrscheinlich bist Du deutlich jünger und damit wesentlich stärker webfixiert als ich.
Soll aber jetzt weder beleidigend noch herablassend klingen.
Aber das Neues grundsätzlich besser ist, wirst Du Dir in ein paar Jahren auch abgeschminkt haben.

Oder Du hörst dann WDR4
Auch möglich
Was bist Du denn fuer einer? :shock:

Ich warte eigentlich immer noch auf die Beispiele.

@guhl: wo habt ihr den denn ausgegraben?

Benutzeravatar
guhl
Community-Man
Beiträge: 5635
Registriert: 10.10.2007, 13:19
Wohnort: München - unter der Brücke
Kontaktdaten:

Beitrag von guhl » 26.06.2009, 20:30

omma, du vergleichst ein Forum, was ein ort zur nahezu unkontrollierten meinungs(!)äußerung ist, mit wikipedia. Das ist der berühmte äpfel-birnen-vergleich.

in einem Forum posted jeder unbehelligt seine Meinung und kann schreiben was er will. Wikipedia hingegen folgt dem Prinzip des peer review. da liegen Welten dazwischen.

Wenn Du kritisierst, solltest du das fundiert tun.

btw: ich kenn den Spass mit laufrichtungsgebundenen Lautsprecherkabeln. Die Etechnik lehrt, dass es sowas nicht gibt. Und was hat es Wikipedia zu tun, dass in einem Forum jemand die Meinung äußert, seine Anlage klinge mit solchen Kabeln besser?

http://de.wikipedia.org/wiki/Lautsprecherkabel - hier kann ich keinerlei vodoo (mpex fasst den kram unter dem begriff vodoo zusammen) finden.
Businesskaschper aka "fürn fuffi mach ich alles" (nur wie lange)

Omma Janotta
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 186
Registriert: 08.06.2006, 22:16
Wohnort: Old Germany

Beitrag von Omma Janotta » 26.06.2009, 20:48

helges hat geschrieben: Was bist Du denn fuer einer? :shock:
@guhl: wo habt ihr den denn ausgegraben?
Bingo!
Von jetzt an läufst Du bei mir unter "Ignorant"
Steht übrigens auch was zu in Wiki.
Da kann ich dann auch nichts mehr für Dich tun.

Apropos:
Ihr habt Wikipedia ins Spiel gebracht. Nicht ich.
Ich sprach im Eingangsbeitrag von Foren.

Zeig mir die Stelle in meinen Postings, in denen ich Wikipedia mit Foren vergleiche.
Fakt ist, daß ich den Ursprung einer Information nicht mehr erkennen kann. Sowohl in dem einen, als auch dem anderen Medium.


Hattet Ihr so was nicht im Politikunterricht ?
So richtig mit Diskussionen zu dem Thema Meinungsbildung via Bildzeitung kontra FAZ oder Spiegel?


Gott, ich werde alt.
Was die Oma noch wußte.....

Benutzeravatar
helges
Premium Spammer
Beiträge: 3714
Registriert: 03.08.2008, 21:15

Beitrag von helges » 26.06.2009, 20:56

Omma Janotta hat geschrieben:Da kann ich dann auch nichts mehr für Dich tun.
Konntest Du ja vorher schon nicht?

Hattet Ihr so was nicht im Politikunterricht ?
So richtig mit Diskussionen zu dem Thema Meinungsbildung via Bildzeitung kontra FAZ oder Spiegel?

Gott, ich werde alt.
Ich hatte nie "Politikunterricht" und bin auch leider nicht so alt und weise wie Du. Mein Bildungsniveau scheint mit Deinem nicht annaehernd mithalten zu koennen, auch glaube ich, dass alles Neue toll ist und ich verstopfe die Autobahnen und die Kaufhaeuser, hoere WDR4...

....und mich nerven Leute, die sich auf ihr Alter etwas einbilden und sich einen wegschwafeln, mit Beispielen locken, die sie dann nicht bringen koennen.

Denke Du bist ein Troll, dem sonst niemand mehr zuhoert.

"please don't feed the troll!"
Bild

Benutzeravatar
guhl
Community-Man
Beiträge: 5635
Registriert: 10.10.2007, 13:19
Wohnort: München - unter der Brücke
Kontaktdaten:

Beitrag von guhl » 26.06.2009, 20:58

Auch die Bildzeitung bildet Meinung.

Weiterhin: Gerade in Wikipedia kann man den Ursprung nachvollziehen. Nettes Stück Software: zieht sich die IP-Adresse eines Artikel-Veränderers und eruiert die Firma, der der IP-Range gehört. Sweet, wenn dann Änderungen an einer Unternehmensseite aus nem Unternehmen kommen.

Außerdem: Foren sind auch keine "Zeitung", welche in Artikeln journalistische "Wahrheiten" verbreiten will. Ein Forum ist ein Ort zum Meinungsaustausch. Dh dort darf man auch schreiben, wie toll ein laufrichtungsgebundenes Lautsprecherkabel ist. Wer das glaubt - sein Pech. Medienkompetenz und das Wissen, sich aus verschiedenen Quellen zu informieren.

Das Buch zum "Maßstab" zu erheben, ist ähnlich falsch wie das Web zu Hort allen Wissens zu verklären. Peer Review, Urquell jeglichen als fundiert geltendes Wissens, lässt sich gerade im Web hervorragend praktizieren.
Businesskaschper aka "fürn fuffi mach ich alles" (nur wie lange)

Omma Janotta
Nutzer
Nutzer
Beiträge: 186
Registriert: 08.06.2006, 22:16
Wohnort: Old Germany

Beitrag von Omma Janotta » 26.06.2009, 21:13

guhl hat geschrieben:Auch die Bildzeitung bildet Meinung.
Hab ich anders gelernt.
Bild macht Mob, nicht Meinung.
Gerade vor zwei Monaten vor der Haustür wieder gesehen.
Weiterhin: Gerade in Wikipedia kann man den Ursprung nachvollziehen. Nettes Stück Software: zieht sich die IP-Adresse eines Artikel-Veränderers und eruiert die Firma, der der IP-Range gehört. Sweet, wenn dann Änderungen an einer Unternehmensseite aus nem Unternehmen kommen.
Stimmt.
Aber glaubst Du, der Firmenchef persönlich schreibt mit seinem Privatcomputer vom Schreibtisch aus eine korrigierte Version seiner Firmendarstellung?
Das läßt sich doch viel leichter regeln.
Braucht doch nur einen abhängig Beschäftigten mit schlechter Zukunftsprognose in der Firma zu instruieren.

Und siehst Du auch jedesmal nach, wenn Du einen Wiki-Artikel aufrufst, von wem und wann er zum letzten Mal geändert wurde?
Also ich nicht. Da bin ich zu faul.

Das Buch zum "Maßstab" zu erheben, ist ähnlich falsch wie das Web zu Hort allen Wissens zu verklären.
Wo glaubst Du das denn gelesen zu haben? Sicher nicht in meinem Posting.
Ich sprach von einem Korrektiv.
Und zwar von einem absolut notwendigen. Das muß auch gar kein Buch sein. Lediglich eine zweite Meinung aus einer völlig anderen Ecke.

Wie auch immer.
Ich geb dem "Troll" jetzt ein Pils.
Was die Oma noch wußte.....

Gurkenzäpfchen
Farbanwalt
Beiträge: 6398
Registriert: 13.02.2006, 21:31

Beitrag von Gurkenzäpfchen » 26.06.2009, 23:28

Jawoll, n Bier passt immer ganz gut.
Jetzt habt ihr soviel diskutiert und ich komm nich hinterher, das alles zu lesen.
Ich machs mal kürzer.
Omma hat recht, was die Verifizierung sämtlicher Neuigkeiten, "Fakten" und Meldungen angeht. Grade bei Twitter (was ich nebenbei gesagt nicht nutze und nur ein, zweimal draufgeschaut habe) find ich es bedenklich, wenn man unreflektiert alles nachplappert. Woher will man wissen, ob der Twitternde wirklich im Iran/Irak/Norwegen/Sonstewo hockt und "live" berichtet? Ich kann mir auch was ausdenken.
Hier greift ein zweiter, eklatanter Fehler ein: die Gier der Medienmacher nach Neuigkeiten und "ICH WILL ERSTER SEIN!". Da macht der Chef den Mitarbeiter rund, weil er nicht Nr.1, sondern Nr.2 war. Dass Mitarbeiter aber nur mal seine Quellen verifizieren wollte und eventuell noch Hintergründe oder die wirkliche Wahrheit beisteuern wollte - scheißegal!! No News Are Bad News.
Für mich mein aktuellster Aufreger: der Flieger der Franzosen, der ins Wasser plumpste. Warum war das Teil Extrasendungen wert? N Jet stürzt ab, is unauffindbar, keiner weiß, warum er runterfiel. Aber Hauptsache, n Haufen Experten darf sich das Maul drüber zerreißen und sich was ausdenken...danke auch.

Dann hat Omma recht, wenn sie 95 Idioten auf 5 Intelligente kommen lässt. Ich biete euch 2h Freiburger Innenstadt an - hier is das Deppenniveau extrem hoch. Es stimmt einfach alles, was Omma dazu geschrieben hat. Die Mehrheitsmeinung (Google!!) und das Nachblubbern.
Ich schaffe ja in nem Textildruckbetrieb. Wenn man da einem Kunden erklärt, was ein Vektorbild ist (braucht der Schneideplotter), dann kann man sich sicher sein: beim nächsten Telefonat mit dem Depp wird er sich als Experte darstellen, nur weil er "Vektor" und "eps" in einem Satz unterbringen kann. Mit Glück stimmt sogar der logische Zusammenhalt.

Thema Foren, Wiki und Meinungen: Ich finde an der Wikipedia nur zwei Dinge richtig schlimm: einmal Fachidiotie. Zu manchen Themen findet ich für mich Durchschnittstypen nur Unverständliches. Da saßen dann wohl hochdotierte Fachwissenschaftler am Rechner. Sind thematisch zwar die richtigen, aber die schreiben zu verworren, weil sie alle noch so kleinen Detail kennen.
Zum anderen die Abteilung Popkultur. Animeserienstaffeln oder TokioHotel-Sachen haben meiner Ansicht nach nix in der Wikipedia zu suchen. Für sowas gibts eben die Foren.

Nehm ich auch noch n Pils?

Benutzeravatar
helges
Premium Spammer
Beiträge: 3714
Registriert: 03.08.2008, 21:15

Beitrag von helges » 27.06.2009, 00:20

Nimm noch'n Pils und hoer auf "Omma" Honig um dem Mund zu schmieren.

Gurkenzäpfchen
Farbanwalt
Beiträge: 6398
Registriert: 13.02.2006, 21:31

Beitrag von Gurkenzäpfchen » 27.06.2009, 00:54

Warum?
Isses untersagt, mal ne ähnliche Meinung zu haben?

N Bier gibts nich mehr, bin müde und geh ins Bett.

Benutzeravatar
helges
Premium Spammer
Beiträge: 3714
Registriert: 03.08.2008, 21:15

Beitrag von helges » 27.06.2009, 08:06

Gurkenzäpfchen hat geschrieben:Warum?
Isses untersagt, mal ne ähnliche Meinung zu haben?
Isses nich!....ich warte nur nach wie vor auf die unerschuetterlichen Beispiele, dass man bei der Wikipedia auch nicht alles glauben muss (was eigentlich auch niemand behauptet hat).

Gerade das nervt mich immer arg an.

Die Informationen, die ich taglich benoetige gibt's nicht in Buechern bzw. waere es unmoeglich diese alle zu kaufen.
Gerade im Netzwerksektor gibt es unzaehlige Buecher, die voller Fehler sind und bei denen man nach ein paar Minuten merkt, dass der Autor keine RFCs gelesen hat.
Wenn ein Verlag auf mich mit der Bitte ein Fachbuch zu schreiben, dann wird das von keinem Menschen ueberprueft und trotzdem wird das Ding gedruckt.
Ich bin im Verteiler vom Hansa-Verlag, der erstklassige und sauteure Buecher im Sektor Netzwerktechnik schreibt und da bekomme ich alle halbe Jahre eine Liste mit Buechern mit der Bitte diese zu lesen und inhaltliche Fehler zu melden bzw. Verbesserungsvorschlaege zu machen. Das ist ueberhaupt einer der wenigen Verlage, der dafuer kostenfrei Buecher zur Verfuegung stellt. Viele anderen stellen ein Buch einfach ein, wenn es niemand kauft.

Deshalb bringe ich mich auch aktiv im Internet ein (Wikipedia ist nur ein Beispiel) und dann kommen dauernd irgendwelche Schlaumeier mit solchen Spruechen daher, die dermassen abgedroschen sind, dass man eigentlich nur noch gaehnen muss.

Zwischen den Zeilen liest man dann raus, dass diese Schlaumeier nicht einmal ansatzweise das Wiki-Prinzip verstanden haben, welches dem Ganzen zu Grunde liegt. Und meine Schueler plabbern diesen Stuss auch noch nach. Sie wissen nicht, wie es zu einer Veroeffentlichung bei Wikipedia kommt, verstehen den Unterschied zwischen Artikeln und Diskussionen nicht und was es mit der "Sichtung" auf sich hat.
Nach dem Prinzip "Was ich nicht weiss, muss schlecht sein!".

KO-Kriterium am Ende, und da ist "Omma" auch nicht anders.
"Werd Du erstmal so alt wie ich, dann wirst Du sehen, dass ich Recht habe."
Mal davon abgesehen, dass "Omma" gar nicht weiss, wie alt ich bin? :)

N Bier gibts nich mehr, bin müde und geh ins Bett.
Was das denn fuer ein Haushalt?

Antworten